
SRI LANKA: Wo der Ceylon-Tee wächst
Sie kommt fast pünktlich, die betagte Dame. Und sie kündigt sich schon von weitem hörbar an: Die alte Eisenbahn, deren schwere Diesellocks gerne Frauennamen tragen und die die Hauptstadt Colombo seit den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts mit dem Hochland von Sri Lanka – wo der Ceylon-Tee wächst – verbindet. Die erste Bahnstrecke wurde schon 1864 von den britischen Kolonialherren eröffnet, und so fühlen wir uns auch ins 19. Jahrhundert versetzt, als wir diesen Zug besteigen und den Streckenabschnitt von Ella nach Nuwara Eliya fahren.
Am liebenswürdigen Bahnhof von Ella lösen wir ein Ticket zweiter Klasse für den 9:20-Zug. Sehr schmuckvoll uniformierte und würdig dreinschauende Bahnbeamte prüfen beflissen unsere Billetts, um dann das bunte Treiben auf dem Bahnsteig zu beaufsichtigen: Zahlreiche Backpacker mit ihren riesigen Rucksäcken neben Einheimischen, die einfach in den nächsten Ort fahren.
Elke in Ella am Bahnhof:
Schon am Tag vor der Zugfahrt sind wir auf den Schienen zum Ella Rock gewandert:
Mit der Bahn durchs Hochland
Im Zug stellen wir rasch fest, dass es uns in der dritten Klasse deutlich besser gefällt. Dort sitzen die Einheimischen, und es geht viel geselliger zu: Laufend kommen Händler und preisen lautstark geröstete Erdnüsse und leckeres Gebäck an. Also ziehen wir rasch um, bleiben aber ohnehin nicht lange sitzen, weil es uns zu den offenen Zugtüren zieht. Denn dort wird die Bahnfahrt zum kleinen Abenteuer. Nicht nur, dass uns die vorbei ziehende, tropische Landschaft dort sehr unmittelbar nahe kommt und einem der frische Wind – und der Dieselruß – direkt um die Nase bläst. Eine offene Waggontür lädt natürlich auch zu allerlei Späßen ein, was vor allem Hannah zu waghalsigen Turnübungen nutzt. Bei jeder Tunneldurchfahrt – und es gibt viele davon – wird es außen laut, weil ein vielstimmiger Chor sein Echo hören will. Da die Strecke extrem kurvenreich ist, zudem zahlreiche Brücken und Viadukte überquert werden, gibt es schier unendlich viel zu bewundern. Hier ist es zweifelsohne erstklassig!
So macht Zugfahren Spaß:
Blick auf die Teeplantagen
Wir sehen sattgrüne, wunderschöne Hügellandschaften, darin endlose Teeplantagen. Und wir sehen Teepflückerinnen, die in mühsamer – und schlecht entlohnter – Arbeit die Teeblätter zupfen, die dann als „Ceylon-Tee“ in aller Welt verkauft werden. Etwa 800 Rupien verdienen die Frauen im Durchschnitt pro Tag, das sind etwa fünf Euro. Wir sehen aber auch gepflegte, mit Blumen geschmückte Bahnhöfe, hinter denen die Tuk-Tuks auf ankommende Kundschaft lauern. Und wir bestaunen Wasserfälle, die wie offene Adern aus den steilen Berghängen herausquellen.
Teepflückerin in einer Plantage:
Ständig steigt die Strecke an, die Luft wird frischer. Als wir nach fast drei Stunden unseren Zielort Nuwara Eliya erreichen, der auf fast 1800 Höhenmetern liegt, ist es erstaunlich kühl. Kein Wunder, dass dieser Ort im 19. Jahrhundert zu einer perfekten Sommerfrische für hitzegeplagte britische Kolonialoffiziere und ihre Familien wurde. So wird er gerne „Little England“ genannt, und so sieht er auch aus: very britisch! Klar, dass wir zur Teatime im stilvollen Grandhotel genussvoll eine Tasse Ceylon-Tee schlürfen.
Eine Tasse Ceylon-Tee:
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