
INDIEN: Kultur pur im „Golden Triangle“
Vier Monate und einen Tag sind wir nun unterwegs. Und bisher haben wir vor allem tolle Landschaften, wilde Tiere und das wunderschöne Kapstadt gesehen. Sehr kurz kam dagegen die Kultur, doch unser Aufenthalt in Delhi ist der Wendepunkt. Fast jeden Tag besuchen wir in der indischen Hauptstadt eines der zahlreichen Kulturdenkmäler – und in den letzten drei Tagen waren wir mit einem Fahrer im so genannten „Golden Triangle“ zwischen Delhi, Agra und Jaipur unterwegs.
Beginnen wir mit Agra. Der Ort liegt knapp 210 Kilometer südöstlich von Delhi und ist dank des Taj Mahal weltberühmt. Das wunderschöne Bauwerk ist eine steingewordene Liebeserklärung des Großmogul Shah Jahan an seine Frau Mumtaz Mahal, die im Jahr 1631 bei der Geburt ihres 14. (!) Kindes verstorben ist. Ihr zu Ehren ließ er das weiße Mausoleum in der Form einer Moschee errichten und engagierte dafür die besten Architekten seiner Zeit. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen und wurde 1983 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
Ein Reiseziel für Liebende
Wegen der Harmonie seiner Proportionen gilt der Taj Mahal als eines der schönsten und bedeutendsten Beispiele des Mogulstils. Und wegen der zu Grunde liegenden Liebesgeschichte gilt er als eines der romantischsten Gebäude der Welt. In Indien ist der Taj Mahal ein beliebtes Ziel frisch vermählter Ehepaare, denn der Besuch soll die gegenseitige Liebe dauerhaft machen und bestärken. Wir hoffen mal, das gilt auch noch für Paare, die schon seit dreizehn Jahren verheiratet sind…
Hier ein paar Bilder vom Taj Mahal und weitere Impressionen aus Agra. Bitte einfach auf ein Foto in der Galerie klicken, dann wird es größer.
good luck, good brake, good horn
Am nächsten Tag fahren wir weiter nach Jaipur, das ist die Hauptstadt des sagenumwobenen indischen Bundesstaats Rajasthan. Unterwegs sind wir mal wieder erstaunt, wie der indische Verkehr so funktioniert. Selbst auf einer viel befahrenen Nationalstraße liegen immer wieder Kühe auf der Fahrbahn, hin und wieder kreuzt ein Kamel-Fuhrwerk die Straße – und manchmal kommt unserem Fahrer auch ein geisterfahrender LKW mit ziemlich hohem Tempo entgegen. Dank der unendlichen Geduld der indischen Autofahrerinnen und -fahrer und dank des unermüdlichen Gebrauchs der Hupe – die passende Redewendung in Indien lautet „good luck, good brake, good horn“ – kommt es aber offenbar nur sehr selten zu Unfällen. Wir sehen in den drei Tagen, die wir unterwegs sind, zum Glück keinen – in Südafrika war das ganz anders.
Eine Burganlage für Geschichtsinteressierte
Doch zurück zur Kultur. Jaipur ist bekannt als „Pink City“ und hat viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Am ersten Tag besichtigen wir den City Palace und den so genannten Palast der Winde in der Altstadt, die nach unserem Farbempfinden zum Glück eher terracotta als pink ist. Am zweiten Tag machen wir uns gleich nach dem Frühstück auf zum Amber Fort. Die beeindruckende Festungsanlage aus dem Jahr 1592 liegt knapp zehn Kilometer nördlich von Jaipur auf einer kleinen Hügelkette. Schon bei der Anfahrt sind wir vom Anblick der riesigen Wehr- und Palastanlage auf der anderen Seite des Flusses begeistert. Das steigert sich noch, als wir den Weg zum Amber Fort zu Fuß – nicht mit dem Elefanten – hinauf gegangen sind. Innerhalb der Festungsanlage aus gelbrotem Sandstein gibt es Gebäude aus weißem Marmor, die mit wunderschönen Ornamenten und hunderten von kleinen Spiegeln ausgestattet sind und als Schlaf- und Wohngemächer der Frauen des Erbauers Maharaja Man Singh I. dienten. Er selbst war meist auf Feldzügen unterwegs.
Hier ein paar Bilder vom Amber Fort und weiteren Sehenswürdigkeiten in Jaipur. Bitte einfach auf ein Foto in der Galerie klicken, dann wird es größer.
Alle Bauwerke, die wir bisher gesehen haben, sind übrigens stark durch den muslimischen Kulturkreis geprägt. Dass wir in Indien sind – und nicht in Istanbul oder Marrakesch – muss ich mir manchmal richtig vorsagen, denn ich hatte irgendwie mit deutlich mehr hinduistischen Einflüssen gerechnet. Aber wir sind ja erst am Anfang unserer Indienreise – und das Land ist so riesengroß.
P.S.: Wolfgang hat in seinem letzten Beitrag ja seinen Monsun-Blues in Delhi beschrieben. Inzwischen ist das Wetter viel viel schöner geworden, doch auch das hat seine Tücken. Schon morgens um halb sieben starten wir mit extrem schwülen 31 Grad, mittags klettert das Thermometer dann auf 37 Grad, und bei jedem Schritt nach draußen bin ich sofort schweißgebadet. Nachts gibt es so gut wie keine Abkühlung. Aber wenn wir ein Museum, Hotel oder Lokal betreten, stoßen wir auf eine extrem kalt eingestellte Air Condition. Wie die Inderinnen und Inder das aushalten, ist mir ein Rätsel. Ich jedenfalls habe mir in Delhi sofort eine heftige Erkältung geholt und war während des schönen Trips durch das Goldene Dreieck ganz schön angeschlagen…