
SCHWEIZ: Elkes eisiger Wunsch
Der Regen geht rasch in Schnee über, als wir uns (ziemlich genau vor zwei Jahren) dem Ausgangspunkt unserer Tour nähern. Auf dem Parkplatz von Grüsch in Graubünden wartet schon unser Bergführer Stefan, von dem wir erfahren, dass alle anderen abgesagt haben. Kein Wunder, ist doch für heute und die nächsten Tage der Durchzug eines großen Tiefs in den Schweizer Bergen vorhergesagt. Wir sind also die einzigen, die mit ihm hochgehen. Und dort oben in den Bergen werden wir an einer lawinensicheren Stelle ein Iglu bauen, um dort zu übernachten. Hinkommen wollen wir erst mit der Seilbahn, danach auf Schneeschuhen.
Wollen wir wirklich? Einladend sieht das trübe Grau nicht gerade aus! Dennoch sind wir bald fertig gepackt, doch dann fährt die Seilbahn nicht. Zu viel Wind! Als wir später doch oben ankommen, empfängt uns Nebel und dichtes Schneetreiben, von Bergsicht keine Spur. Schneeschuhe an, dann stapfen wir brav hinter unserem Bergführer los und kommen nach einem längeren Aufstieg an unserem „Bauplatz“ an. Der sieht nicht wirklich einladend aus: eine ungeschützte kleine Hochebene, voll dem eisigen Wind und heftigem Schneetreiben ausgesetzt. Ungläubiges Staunen: Hier sollen wir übernachten?


Von den Freuden des Iglubaus
Wir haben nie zuvor ein Iglu gebaut und nur eine sehr vage Vorstellung davon, wie das geht. So folgen wir Stefans Anweisungen und werfen erst einmal alle Rucksäcke auf eine Plane. Was soll das werden? Stefan und ich fangen mit den Schaufeln an, diesen Haufen mit Schnee zu bedecken und Schicht um Schicht aufzutragen, bis dieser eine bestimmte Höhe erreicht hat. Danach beginnt die eigentliche Plackerei: Von der Seite aus graben wir uns nun schräg nach unten zu den Rucksäcken vor. Ich komme mir vor wie ein Bergmann in einem sehr engen Schacht, mir ist verdammt kalt und ich habe zunehmend Mühe, im Schacht liegend den Schnee hinter mir rauszuwerfen. Meine Moral sinkt zunehmend, das ist echt kein Spaß hier!

Schließlich tauchen unsere Rucksäcke auf, die wir nur mühsam freibekommen und nach außen transportieren. Die so entstandene Höhle muss nun von Innen vergrößert werden. Nach mehreren Stunden ist es dann endlich soweit: Wir können unser Iglu beziehen und stellen drinnen ein paar Windlichter auf. Elke kocht uns schon mal Tee, danach gibt’s ein – grauenvoll schmeckendes – Instantgericht. Dennoch bleiben wir guten Mutes…


Eine frostige Nacht
Wir hatten vorher gehört, dass es in einem Iglu auch bei großer Kälte drinnen angenehm werden kann, zumal mit dicken Matten, fetten Schlafsäcken und zahlreichen Schichten Bekleidung. Das alles haben wir, aber wir frieren dennoch die ganz Nacht so erbärmlich, dass wir kaum zum Schlafen kommen. Zudem bekommt Elke, bedingt durch die völlige Dunkelheit (die Kerzen sind längst erloschen), Höhlenangst. Und, um das noch zu toppen, müssen wir beide ständig raus in die eisige Nacht. So sind wir heilfroh, als morgens das erste Licht auftaucht und wir aus unserer Igluhöhle herauskrabbeln können.

Glücklicherweise reißt dann am Morgen doch noch die Nebeldecke auf und gibt den Blick frei auf eine beeindruckende Bergwelt, während wir uns langsam die Kälte aus den Gliedern laufen und Richtung Bergstation absteigen.

Sonnenschein am nächsten Morgen
Was bleibt, ist die lebhafte Erinnerung an eine feine Schneeschuhtour und eine eisige Winternacht hoch in den Schweizer Bergen! Was auch bleibt, ist die Gewissheit, dass wir zusammen auch anstrengende Abenteuer gelassen und gut gelaunt überstehen. Ironie der Geschichte: Während unsere Bergtouren üblicherweise von mir geplant werden, war es diesmal Elke, die sich eine Iglutour zum Geburtstag gewünscht hatte. Wie Mann sich denken kann, war ich darüber sehr erleichtert….
