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NEPAL: Die Besteigung des Poon Hill

Schon bei unserer Ankunft am Flughafen in Kathmandu deutete es sich an. Als wir zur Begrüßung das Schild „Matterhorn Treks & Expedition Ltd.“ mit unseren Namen darauf sahen, ahnten wir: Das geplante Bergwandern im Himalaya wird kein Spaziergang. Das hat einen Hauch von Expedition und wird eine echte Herausforderung für alle Beteiligten. Wie es dann tatsächlich wurde, lest Ihr hier selbst.

Danksagung

Ang Kami, dem Ideengeber für unsere wagemutige Himalaya-Tour, sei Dank. Als überaus erfahrenem Sherpa und Chef von „Matterhorn Treks & Epeditions Ltd.“ hatten wir uns seinen Planungen anvertraut. Hatte er noch damit gerechnet, dass wir als Flachländer lediglich von Bergdorf zu Bergdorf wandern wollten bzw. konnten, wurde daraus eine waghalsige Bergbesteigung. Dies verdankt sich der hochmotivierten Mann- bzw. Frauschaft. Ihrem Wagemut und ihrer Zähigkeit ist deshalb der Expeditionsbericht gewidmet.

Die Mann- bzw. Frauschaft

Prakasch, engagiert als ortskundiger Guide mit Österreich-Erfahrung, deshalb auch einer Sprache mächtig, die für uns einen Mischmasch aus Özi-Sprech und Englisch darstellte.

Elke, deren Stärke zweifelsohne in ihrer Redegewandtheit, gepaart mit Eigensinn und großer Willenskraft liegt und die immerhin schon einen Dreitausender bestiegen hatte.

Ang Phurwa Lama, ein junger Träger aus Kathmandu, stets freundlich und hilfsbereit, der von Tag zu Tag mehr zu tragen hatte, ohne sich darüber im Geringsten zu beklagen.

Ich als Chronist, dem man mitunter nachsagt, er sei ehrgeizig, ernst und humorlos, aber noch ganz gut zu Fuß.

Die Vorbereitung

Das A und O einer erfolgreichen Bergbesteigung liegt bekanntlich in guter Planung und gewissenhafter Vorbereitung. Für beides nahmen wir uns deshalb eine halbe Stunde Zeit. Zusätzlich las ich mich in die Fachliteratur ein: Zum einen liefert der Klassiker der seriösen Bergliteratur „Die Besteigung des Rum Doodle“ von William Ernest Bowman (Buchbesprechung folgt) wichtige Erkenntnisse darüber, was, trotz sorgfältigster Planung, alles schieflaufen kann. Ergänzt wurde diese Lektüre durch Mark Twains „Rigibesteigung“, denn auch hier finden sich sehr wertvolle Hinweise, vor allem zur zeitlichen Planung einer Tour.

Im Angesicht der Annapurna

Nach dem Aufbruch im schwülheißen Pokhara folgte eine kurze Fahrt im restlos überfüllten Taxi in das der Annapurna-Kette vorgelagerte, bergige Hügelland. Da wir unser erstes Tagesziel bereits vor der geplanten Mittagsrast erreicht hatten, fassten wir gemeinsam den Entschluss, die Tour auszuweiten und die Besteigung des 3.200 Meter hohen, legendären Poon Hill als Höhepunkt unserer Bergfahrt einzubeziehen. Wie es sich erweisen sollte, war dies ein mutiger Schritt.

Nicht nur, dass sich damit die gesamte Wegstrecke fast verdoppelte (am Ende sollten es 87 Kilometer sein), sondern sie uns auch höhenmäßig alles abverlangen sollte (mehr als 3.000 Meter). Zudem mussten Tagesetappen neu geplant und Nachtquartiere neu gewählt werden. Prakasch, unserem Bergführer, gelang beides meisterhaft, auch wenn er mitunter schier verzweifelte, weil wir des Öfteren andere Gasthäuser schöner fanden und wechseln wollten. Dafür bereitete er uns viel Freude dadurch, dass er bei der längsten Tagesetappe den Hauptweg verlor und einen genialen Umweg wählte, der uns bei größter Mittagshitze zur Bewältigung schier endloser und sehr steiler Treppenstufen zwang. Als alter Fuchs wusste er natürlich, dass dies eine gute konditionelle Vorbereitung für den Gipfelanstieg war.

Das Basislager

Nach drei harten Tagen hatten wir endlich Ghorepani erreicht, unser Basislager. Wie auch bei anderen Orten dieser Art waren wir nicht ganz allein: Etwa drei Dutzend Hotels und Gasthäuser warteten auf Bergsteiger-Kundschaft. In unserem Hotel trafen wir letzte Vorbereitungen: Elke aß fleißig und ich schaute mir zur Einstimmung auf dem hoteleigenen Laptop die Verfilmung von John Krakauers Buch „In eisigen Höhen“ an. Was lag näher, als sich mit diesem Everest-Drama auf den kommenden Morgen vorzubereiten! Schließlich sollte der Aufbruch frühmorgens um 5:00 in völliger Dunkelheit erfolgen und uns in zahlreichen steilen Stufen 300 Meter hoch auf den Gipfel bringen. Uns war reichlich mulmig zumute! Den ganzen Tag über war es wolkig und nebelverhangen gewesen. Würde das Wetter morgen mitspielen? Schließlich wollten wir den Poon Hill besteigen, weil er durch seine Lage einen einzigartigen Blick auf mehrere 8.000er bietet, darunter so prominente Bergriesen wie Annapurna und Dhaulagiri mit ihren schier endlosen Steilwänden und imposanten Nebengipfeln.

Sonnenaufgang am Gipfel

Nach sternenklarer Nacht und einer knappen Stunde harten, schweißtreibenden Aufstiegs war der Gipfel erreicht. Dass er mehr wie der Gipfel des Feldbergs aussah, sogar mit Aussichtsplattform, hatten wir schon am Vortag festgestellt. Da aber alle Berge in Nepal unterhalb von 5.000 Meter „Hills“ genannt werden, hatte uns das nicht irritiert. Auch dass wir dort nicht alleine sein würden, hatten wir schon vermutet. So hatten sich geschätzte 180 Bergsteiger schon oben eingefunden, davon mindestens zwei Drittel Teilnehmer chinesischer Expeditionen. Vor allem Letztere fielen durch kindliches Posieren vor den Kameras und laute Begeisterungsrufe auf. In kurzer Zeit wurden vermutlich mehr als 10.000 Fotos geschossen. Die hohen Berge schienen davon völlig unberührt: Sie verwandelten sich vor unseren Augen erst langsam, dann mit der aufgehenden Sonne immer rascher von eisgrauen, düsteren Bergriesen zu den gelbrot leuchtenden Himalayabergen, Davon, sie einmal so zu sehen, hatten wir immer geträumt. Deshalb sind wir nach Nepal gereist. Und jetzt waren wir oben!

Die Foto-Story

Und hier ein paar Eindrücke unserer „Expedition“. Bitte einfach auf ein Bild klicken, dann wird es größer.

 

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Wolfgang Eckart reiste 19 Monate mit seiner Frau um die Welt. Inzwischen lebt er wieder in Süddeutschland und ist nach wie vor gerne als aufmerksamer Entdecker unterwegs.

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