
CHILE: Von Weinbergen und Vulkanen
Es gibt eine schöne Legende über die Entstehung von Chile – und die geht so: „Als Gott die Welt erschaffen hatte, waren noch ein paar Landschaften übrig: kleine und riesige Gebirge, Hochebenen und Täler, Vulkane, Seen und Teiche, Bäche und Flüsse, Weiden, Ackerland, Wälder, Fjorde und Inseln, Bäche und reißende Flüsse, Gletscher und Eisfelder. Und Gott nahm alles, was übrig war und machte daraus ein langes und schmales Land.“ Chile. Es ist mehr als 4.500 Kilometer lang geworden und im Durchschnitt nur 180 Kilometer breit. Und überall gibt es Natur pur. Genau die wollen wir sehen, und so ist unsere erste große Reise nach der Weltreise eine sechswöchige Tour durch Chile. Im Norden, genauer gesagt in der bizarren Wüstenlandschaft rund um San Pedro de Atacama, waren wir vor zweieinhalbJahren schon. Deshalb reisen wir jetzt in den Süden. Von Santiago de Chile bis nach Patagonien und – über einen Abstecher in das argentinische Wanderparadies El Chalten – wieder zurück.
Genau zwei Wochen sind wir heute unterwegs und haben bereits mehr als tausend Kilometer zurückgelegt. Nach zwei aufregenden Tagen in der Hauptstadt Santiago de Chile sind wir mit dem Überlandbus nach Santa Cruz im Valle de Colchagua gefahren. Die Region knapp 150 Kilometer südlich der Hauptstadt ist berühmt für ihre vielen Weingüter.
Weinproben im Valle de Colchagua
Am ersten Tag besuchen wir die Viña Santa Cruz. Wir kommen um 14 Uhr an, es hat 34 Grad, eigentlich die perfekte Zeit für eine Siesta. Und was machen wir? Eine Tour mit dem Mountainbike durch die Weinberge. Eine Stunde später bin ich dem Kollaps nah. Die Sonne brennt, wir haben zu wenig Wasser dabei. Die letzten fünfhundert Meter schaffe ich nur, weil ich weiß, dass im Restaurant des Weinguts viel Wasser, eine Flasche Wein und eine Käseplatte auf uns warten…




Am nächsten Tag fahren wir zu Viu Manent. Den leckeren Carmenere, Malbec und Cabernet Sauvignon dieses Weinguts kaufen wir immer wieder gerne bei Annette und Alejandro im Arauco in Nürnberg. Vor Ort in Chile probieren wir noch etliche andere Weine – bei einer Degustationstour, die mit einer Kutschfahrt durch die Weinberge beginnt.





Weihnachtskrater in Curacautin
Aus dem Valle de Colchagua fahren wir mit Taxi und Zug nach Chillan – und dann mit dem Bus nach Temuco. Hier holen wir am Flughafen unseren Mietwagen ab, mit dem wir in die zum Teil sehr abgelegenen Nationalparks fahren können. Das Auto ist viel zu groß für unseren Geschmack – und für unseren Anspruch, dass wir möglichst umweltfreundlich reisen wollen. Aber das sind dann wohl die Widersprüche des Lebens: In die Natur kommen wir nur, wenn wir ein Auto haben.
Immerhin nehmen wir einen Tag später Hans aus der Nähe von Ulm in unserem Wagen mit. Er reist allein und ohne Auto durch Chile und musste schon manchmal mehrere Stunden auf einen Bus warten. Ihn lernen wir im kleinen Hotel „Andenrose“ kennen, das ein anderer Hans betreibt. Der ist vor fast zwanzig Jahren aus Oberbayern nach Chile in die Nähe von Curacautin ausgewandert und hat für sich und seine Gäste Holzhäuser in idyllischer Flusslage gebaut. Dank seiner guten Tipps fahren wir mit dem Ulmer Hans in den nahen Nationalpark Conguillio und staunen über tiefblaue Seen, meterhohe Araukarien-Bäume und den schneebedeckten Vulkan Llaima.






Am nächsten Tag geht es – wieder in Begleitung von Hans – zum Crater Navidad. Der trägt seinen weihnachtlichen Namen, weil er am 24. Dezember 2008 das letzte Mal ausgebrochen ist und dreizehn Monate lang aktiv war. Ob er das auch heuer wieder vor hat? Schließlich sind auch wir zur Weihnachtszeit unterwegs. Aber alles ist ruhig, wir steigen über das schwarze Lavafeld auf und genießen den wunderbaren Rundumblick von oben. Vor allem der schneebedeckte Vulkan Lonquimay gleich nebenan hat es uns angetan.





Der Idealtypus eines Vulkans
Noch besser kommt es jedoch ein paar Tage später. Da sehen wir den Vulkan Osorno. Er sieht aus wie der Idealtypus eines Vulkans. Sein Kegel ist ebenmäßig geformt, die Spitze ist schnee- und eisbedeckt, um den Krater sind immer ein paar Wölkchen, dahinter leuchtendblauer Himmel. Zum ersten Mal sehen wir ihn von unserer wunderschönen Unterkunft „Zapato Amarillo“ in Puerto Octay (über die wir bald noch etwas schreiben). Wir sitzen auf der Terrasse, vor uns blüht der Lavendel, neben uns steht eine Palme – und wir schauen direkt auf den ebenmäßigen Vulkan. „Er sieht genauso aus wie der Chimborazo in den Zeichnungen von Alexander von Humboldt“, sagt Wolfgang immer wieder begeistert. Und so ist es klar, dass wir in den nächsten beiden Tagen den Vulkan erkunden. Einmal von der eher touristischen Seite aus, wo im chilenischen Winter ein Skigebiet ist. Einmal von der eher ruhigen Seite, in die sich nur Wanderer verirren. Doch als wir dort unterwegs sind, begegnen uns bestimmt 50 Mountainbiker, die den steilen Trail bewältigen. Wir selbst wandern in knapp zwei Stunden zum Pass, von dem aus wir auch den Blick auf die andere Seite genießen können. Abends trinken wir eine gute Flasche Wein aus dem Valle Colchagua – und so schließt sich der Kreis unserer ersten Etappe.





8 Kommentare
Hans Schlumberger
Liebe Elke, lieber Wolfgang, gerne denke ich an unsere gemeinsame Zeit und Unternehmungen zurueck. Es war spannend euch kennenzulernen und ich bin sehr gluecklich darueber. Wieder zurueck im „Laendle“ habe ich fuer naechstes Jahr ja einen grossen Plan nicht zuletzt dank eurer Mithilfe. Ich wuensche euch weiterhin eine gute Reise und einen super Rutsch ins neue Jahr. Gruesst mir Tierra del Fuego und natuerlich Cabo de Hornos. Ganz liebe Gruesse Hans
Die Crew
Danke, lieber Hans! Wir waren jetzt schon am Kap Hoorn, sind gerade in Ushuaia und werden heute Abend in El Chalten sein. Das Programm überschlägt sich fast mit Höhepunkten. Wir erzählen Dir gerne mehr, wenn auch wir wieder im „Ländle sind“. Hab einen guten Start in der Heimat.
Jochen und Jeannie
Zum Jahresausklang haben wir uns zum wiederholten Male den Bericht und die wunderschönen Bilder angesehen. Dem Sog der Gefühle und der Einmaligkeit der Landschaft können wir uns nicht entziehen. Beeindruckend! Naja, und dann kommt da noch der Wein dazu: eine perfekte Mischung. Kommt gut in das neue Jahr am „Ende der Welt“. Unsere guten Wünsche begleiten Euch. Seid herzlich gegrüßt und umarmt. Jochen und Jeannie
Die Crew
Auch Euch einen guten Start in das neue Jahr, Ihr Lieben! Wir freuen uns sehr, dass Ihr uns so intensiv begleitet und uns immer wieder eine so positive Rückmeldung gebt. Seid auch umarmt – und bis hoffentlich ganz bald mal wieder in Oberfranken oder Oberschwaben.
Brigitte Nguyen-Duong
Wunderschöne Bilder! Bei der Betrachtung können wir in unserm verregneten Winter unterm Weihnachtsbaum ein bisschen träumen von so herrlicher Landschaft und sommerlichen Temperaturen. Genießt weiter dieses fantastische Land und lasst uns durch so schöne Fotos ab und zu dran teilhaben. Kommt glücklich ins neue Jahr!! Herzliche Grüße aus dem verregneten Ulm von Gitti und von Michel
Die Crew
Liebe Gitti, lieber Michel!
Wie schön, von Euch zu hören. Bei uns ist es inzwischen auch verregnet. Und wir fahren noch weiter in den Süden, was hier ja bedeutet, dass es kälter wird. Die Landschaft muss aber seeehr besonders und wild sein. Wir freuen uns also schon darauf und werden dann sicher wieder berichten.
Bis bald mal wieder im Schwabenland
Gina | 2 on the go
Hach ja, den Blick auf den Osorno haben wir damals auch sehr genossen. Wir waren ebenfalls in der Weihnachtszeit dort unterwegs.
Genießt weiterhin eure Zeit in Chile!
Liebe Grüße Gina und Marcus
Die Crew
Hallo Ihr Zwei!
Ja, das ist eine sehr gute Reisezeit – und wir merken jetzt auch, was wir für ein Glück mit dem Wetter hatten. Inzwischen ist es regnerisch wie in Deutschland…
Liebe Grüße nach Deutschland