
BUCHTIPP: „Licht und Schatten in Namibia“ von Anna Mandus
Namibia hat mehr als hohe Dünen, wilde Tiere und weite Landschaften zu bieten. Wer als Reisender hinter die Kulissen blicken und mehr über den Alltag und das öffentliche Leben erfahren will, dem sei ein Buch von Anna Mandus empfohlen.
In flott geschriebenen Kapiteln beleuchtet sie die Realität Namibias aus der Sicht einer Deutschen, die 2008 hierher gezogen ist, um einen waschechten „Südwester“ zu heiraten.
Ironischer Blick auf Klischees
Mit Humor und ironischem Blick auf typische Namibia-Klischees (so die Schwarzwälder-Kirschtorte, die als Relikt aus der deutschen Kolonialzeit übriggeblieben ist), gelingt es ihr, ein sympathisches, bisweilen aber auch schonungsloses Bild der Verhältnisse zu zeichnen:
- Hohe Arbeitslosigkeit erzeugt, wie andernorts auch, hohe Kriminalitätsraten.
- Aids und Alkoholismus plagen das Land.
- Traditionelles Stammesdenken und patriarchalische Strukturen prägen das Leben der Schwarzen.
- Währenddessen bauen die Deutschen hohe Mauern um ihre Grundstücke und schicken ihre Kinder in Schulen, um dort Gedichte aus der Romantik zu interpretieren, aber kaum etwas über die aktuelle politische Situation in Deutschland und Europa zu erfahren.
Positive Entwicklungen
Zugleich schildert sie zahlreiche positive Entwicklungen:
- Wie die Frauen Namibias sich zu einer neuen Elite formieren, die selbstbewusst ihr Leben erfolgreich gestaltet.
- Wie Schwarze und Weiße zwar mehr neben als miteinander leben, sich dabei aber im Großen und Ganzen friedlich und respektvoll begegnen.
- Und dass Namibia ein sehr schönes Reiseland auch für Einheimische ist, weil es eine sehr entwickelte Infrastruktur hat und doch dem Reisenden viel Freiräume für individuelle Entdeckungen lässt.
Insgesamt eine gelungene „Gebrauchsanweisung für Namibia“, aber eben nicht aus der Reihe des Piper-Verlags.
Anna Mandus: Licht und Schatten in Namibia. Alltag in einem Traumland. Palmato-Verlag, Hamburg 2015.